Angefangen habe ich 1982 als Pastoralassistent in der Pfarrei St. Laurentius in Bad Soden. Das war für mich eine sehr prägende Zeit, nicht zuletzt wegen meines damaligen Chefs Pfr. Johannes Goedeke, der mich durch seinen Lebensstil und seine menschenfreundliche Seelsorge sehr stark beeinflusst hab. Im Herbst 1974 bin ich nach meiner Prüfung in der gleichen Woche von Weihbischof Kapp fest in der Pfarrei St. Laurentius angestellt worden und von Erzbischof Dyba ins Bonifatiushaus versetzt worden. Nach Rücksprache mit Pfr. Goedeke habe ich mich dann für das Bonifatiushaus und damit für den Weg in die Erwachsenenbildung entschieden. Mein erster Auftrag dort war die Teilnahme an einem Bibelwochenende des Grundkurses Bibel, den das Katholische Bibelwerk damals neu entwickelt hatte und in einem ersten Probelauf in der Diözese Rottenburg-Stuttgart erprobt hat. Das hat meinen weiteren beruflichen Weg stark beeinflusst, weil seit dieser Zeit die Bibelarbeit immer einer meiner Schwerpunkte gewesen ist. Nach fünf Jahren im Bonifatiushaus bin ich dann 1989 als Regionalreferent für Erwachsenenbildung nach Hanau versetzt worden und habe dann für 15 Jahre die theologische Erwachsenenbildung in den Gemeinden des Main-Kinzig-Kreis verantwortet. Auch aus dieser Zeit gibt es einige Langzeitprojekte, die mich fast mein ganzes berufliches Leben begleitet haben. So ist aus einer Vortragsveranstaltung mit Dr. Paul Becker, mit dem ich schon im Bonifatiushaus zusammengearbeitet hatte, durch das Engagement von Dr. Karl-Georg Kottenhahn die Arbeitsgemeinschaft Hospiz entstanden. Und aus einer Artikelreihe zum Jahr mit der Bibel 1992 wurden das Ökumenisches Projekt „Sonntagsgedanken“, das jetzt auch schon in sein 30. Jahr geht.
Anfang 2005 bin ich dann nach dem Weggang der Franziskaner als Leiter ins Bildungshaus Salmünster versetzt worden, eine Umgebung die mir sehr vertraut war, da ich schon einen Teil meines Zivildienstes im damaligen Kloster abgeleistet hatte; zum anderen auch weil ich seit 1989 in Salmünster wohne und mich zu Zeiten der Franziskaner sehr stark in der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul engagiert habe.
Berge und Meer, da wir unseren Jahresurlaub in den letzten 10 Jahren zumeist als Wanderurlaub auf einer der vielen Mittelmeerinseln verbracht haben.
Ich denke, eher ein Kopfmensch, weil ich dazu neige, Probleme zu rationalisieren und dabei meine Gefühle zu übergehen.
Kaffee und Tee! Ein Frühstück ohne Kaffee kann ich mir nicht vorstellen und der Cappucino nach dem Mittagessen ist gesetzt. Für den Rest des Tages trinke ich dann aber fast ausschließlich Tee.
Auf keinen Fall bin ich ein Abendmensch; der Morgen ist mir aber auch am liebsten, wenn er ruhig und mit einem guten Frühstück beginnt. Dann bin ich gut arbeitsfähig.
Tendenziell eher „Heute“. Das hängt aber auch davon ab, wie ich Zeit habe und wann ich dazu komme, Nachrichten zu schauen.
Ich schaue mir zumindest immer den Anfang vom Tatort an und entscheide dann, ob es sich lohnt, dranzubleiben oder zum guten Buch zu wechseln.
Da gibt es mehrere biblische Gestalten wie Maria, Petrus, Moses oder Josef, bei denen ich mir das zutrauen würde.
Bei Terminen im „eigenen“ Haus war ich meistens eher knapp dran, weil die Versuchung groß war – nach dem Herrichten des Raums und der Vorbereitung der Technik - noch mal schnell ins Büro zu gehen und dort etwas zu tun.
Freundlich, ruhig, ausgleichend.
Ich mag besonders den Anfang des Frühling, wenn in meinem Garten die ersten Blüten aufgehen und die Tage langsam wieder heller, länger und wärmer werden.
Von meinen 40 Berufsjahren habe ich 35 im Süden verbracht und dabei den ganzen Main-Kinzig-Kreis von Maintal bis Züntersbach kennengelernt. Es ist klar, dass es das große Mentalitätsunterschiede gibt, aber aufs Ganze gesehen habe ich die Menschen hier als sehr offen und zugewandt erlebt. Dazu kommt die landschaftliche schöne Lage zwischen Vogelsberg und Spessart, die gute Verkehrsinfrastruktur durch die A 66 und die Eisenbahnlinie Fulda-Frankfurt.
Noch schöner wäre es, wenn es vernünftiges Kümmelbrot geben würde, aber das kann man ja aus dem Kreis Fulda importieren.
Ich glaube, es ist das typische Kennzeichen meines Arbeitsfeldes, dass es den typischen Arbeitstag eher nicht gegeben hat. Das hängt damit zusammen, dass ich zum einen mit den oft sehr kurzfristig auftretenden Herausforderungen konfrontiert war, einen Gastronomiebetrieb am Laufen zu halten und zum anderen langfristig Programme erstellen oder Kurse vorbereiten musste.
Oft war das, was ich an einem Tag gearbeitet habe, meilenweit von dem entfernt gewesen, was ich geplant hatte. Als belastend habe ich empfunden, dass in den letzten Jahren die Bürokratie einen immer breiteren Raum eingenommen hat.
Ich bin der festen Überzeugung, dass ich immer wieder in meinem beruflichen Leben, vor allem dann, wenn Veränderungen anstanden, von Gott geführt und getragen worden bin. Ich war nicht immer begeistert von den Versetzungen, die es in meinem Leben gab, aber jede dieser Versetzungen hat sich im Rückblick als gut und bereichernd erwiesen und ich hatte in allen Phasen meines beruflichen Lebens das Gefühl, dass ich am richtigen Platz bin. Und einmal habe ich dann auch ganz bewusst nach Austausch mit meinem geistlichen Begleiter und Beichtvater zu einem „Versetzungsangebot“ nein gesagt.
Deshalb würde ich allen Kollegen empfehlen, Anfragen auf Versetzungen und Zu-Mutungen mit offenem Herzen zu begegnen und sie vor Gott und im Austausch mit anderen zu prüfen.
Gedichte sind für mich verdichtete Sprache und verdichtetes Leben. Sie bieten uns Bilder an, die uns in Situationen, wo es uns die Sprache verschlägt oder wir nicht die richtigen Worte finden, helfen können unsere Emotionen zu verstehen und uns mit anderen im Gespräch darüber auszutauschen. Wie kann z.B. ich jenseits von dogmatischen Formulierungen angemessen von Gott und Gotteserfahrungen sprechen. Neben biblischen Gedichten haben sich gerade Gedichte als gute Gesprächshilfen in der theologischen Erwachsenenbildung erwiesen. Karl Josef Kuschel hat einmal gesagt: Gott brauche die Dichter und die Poesie "... damit das Reden von ihm jene heilige Unberechenbarkeit bewahre, die den Priestern und Theologen abhanden gekommen ist."
Zur Zeit lese ich ein Buch, das mir zum Abschied geschenkt worden ist: „Aufbrechen“ von Tsitsi Dangarembga, der aktuellen Preisträgerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Es schildert den Kampf eines afrikanischen Mädchens um Bildung und eine bessere Lebensperspektive. Das ist ein Thema, das mich auch deshalb sehr berührt, weil wir seit Jahren mit dem Eine-Welt-Kreis unserer Pfarrgemeinde eine Projekt in Kenia unterstützen, bei dem es um Schulbildung für Mädchen geht, die durch Aids ihre Eltern verloren haben.
Das würde mir sehr schwer fallen. Auf jeden Fall wäre die Bibel dabei, eine umfangreiche Gedichtesammlung und eine illustrierte Geschichte der Malerei.
Schon die Verkündigung Jesus war Verkündigung auf dem Weg und Jesus hat seine Botschaft immer wieder an das angeknüpft, was er unterwegs gesehen und erfahren hat. Bei Wanderungen bleibt das gemeinsame Unterwegssein, von dem wir in der Kirche so viel reden, nicht graue Theorie, sondern wird konkret erfahrbar. Bei einem Vortragsabend über die Mystik hat ein Referent einmal gesagt, es würde vieles leichter gehen in der Kirche, wenn wir mehr gehen würden. Dieser Satz hat mich lange begleitet.
Die größte Herausforderung in dieser Zeit war die große Planungsunsicherheit. Wir haben zum einen das Bildungshaus mehrere Monate schließen müssen; zum anderen haben wir Veranstaltungen immer wieder terminlich neu ansetzen müssen oder inhaltlich an veränderte Coronabestimmungen anpassen müssen. Zum Teil haben wir auch Online-Formate angeboten, dabei aber auch gespürt, dass sie nicht das direkte Gegenüber und den lebendigen Austausch in der Atmosphäre unseres Hauses ersetzen können.
Für mich war es sehr wichtig, dass ich nie alleine arbeiten musste, sondern immer im Austausch mit anderen meine Arbeit tun konnte, aber auch, dass ich im Gottesdienst oder in Gebetszeiten während der Kurse Schweres und Belastendes auf Gott hin loslassen konnte, aber für Schönes und Gelingendes in der Gemeinschaft Dank sagen konnte.
Die wirklich harten Arbeitstage waren die, an denen ich heimgekommen und im Grund gleich ins Bett gegangen bin. Ansonsten habe ich im Sommer zum Ausgleich Gartenarbeit gemacht und im Winter auf dem Hometrainer noch eine „Runde“ gefahren oder einen spannenden Krimi gelesen.
Das, was mir immer am meisten Freude gemacht hat, war die Kursarbeit in den verschiedenen Bereichen und der lebendige Austausch mit Menschen über Fragen des Glaubens, der manchmal weit über die Kurstage hinausreicht und aus dem Freundschaften und tragende Verbindungen entstanden sind. Das habe ich auch ganz deutlich in vielen Briefen und Mails bei meinem Abschied aus dem Bildungshaus gespürt.
Da ist zu einem mein erster Chef, Pfarrer Johannes Goedeke, durch die Art wie er mit Menschen umgegangen ist, aber auch in seiner theologischen Neugier, Offenheit und Weite. Zum anderen haben mich sicher auch Männer wie Anselm Grün und Otto Betz, mit denen ich viele Veranstaltungen durchgeführt habe, oder die beiden Alttestamentler Erich Zenger und Theo Seidl beeinflusst. In den letzten Jahren haben mir die Bücher von Tomáš Halík viele Impulse gegeben.
Für mein eigenes Arbeiten waren die Anfangsworte von „Gaudium et Spes“ der Maßstab für mein Handeln: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ Ich hoffe, dass das die Grundhaltung der Kirche bleibt und sie weiterhin als „wanderndes Volk Gottes“ auf dem Weg bleibt.
Dass ich stärker als bisher Herr meiner Zeit bin und mehr Zeit für meine Familie habe.
Ich denke, ich werde öfter als bisher in der Rhön oder im Vogelsberg anzutreffen sein, wo es doch noch die eine oder andere Ecke gibt, die ich nicht kenne. Und da ja ab und zu die Weinvorräte aufgefüllt werden müssen – man kann ja nicht immer nur Kaffeepausen machen - gehört auch das eine oder andere Weinbaugebiet zu den Sehnsuchtszielen.
Danke Bernd, dass Du Dir für unsere Fragen Zeit genommen hast. Einen Kaffee trinken wir noch zusammen. Wir wünschen Dir an dieser Stelle ein gutes Ankommen im Ruhestand mit all dem, was Du Dir vorgenommen hast, aber auch mit hoffentlich vielen schönen überraschenden Momenten. Danke für Deinen Dienst all die Jahre hindurch und Deine Weggemeinschaft!
Die Fragen zum Interview stellte Pastoralreferent Oliver Henkel im Januar 2022.
Folge 4: Mit Gemeindereferent und Klinikseelsorger Wolfgang Uffelmann.
Folge 2: Mit Diakon und Pastoralreferent Konrad Kammandel.
Folge 1: Mit Gemeindereferentin Anne Göbel aus dem Freigericht.
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