Zugegeben, so richtig 'neu' ist Anne Göbel schon gar nicht mehr im Kinzigtal. Bereits seit August 2019 ist sie als Gemeindereferentin im Freigericht und Hasselroth tätig. Zudem kennt sie das Kinzigtal schon seit Kindesbeinen an. Mit ihren gerade einmal 28 Jahren gehört sie zu den jungen Kolleginnen im Dekanat Kinzigtal. Sie ist die erste Probandin der Rubrik 'Auf einen Kaffee mit‘. Ich darf Anne in einem Café im Freigericht treffen. Es ist Anfang März, draußen ist es eher trüb und regnerisch. Sie bevorzugt einen Latte Macchiato.
Ich habe meine Ausbildung zur Gemeindereferentin ja erstmal im Pastoralverbund St. Lullus Bad Hersfeld-Rotenburg fertig gemacht. Dann ging es im Herbst 2018 darum, wo ich wohl hinkommen werde. Es waren mehrere Stellen ausgeschrieben, u.a. auch eben Somborn/Hasselroth. Weil ich das katholische Land so noch nicht kannte, war das für mich doch auch reizvoll, mal hierher zu kommen und das einfach auszuprobieren. Und ich merke einfach, dass ich mich hier echt wohlfühle und ich mich auch hier ausleben kann. Ich habe wirklich jeden Tag Freude daran zur Arbeit zu gehen. Die Menschen hier, das ist einfach mein Schlag - ich hab das Gefühl, die verstehen mich, ich verstehe sie und das ist einfach auch eine gute Voraussetzung um miteinander arbeiten zu können.
Berge
Gefühlsmensch
Kaffee
(grübelt kurz) Morgenmensch
Gemütlich zu Hause.
(Überlegt länger) Milch – für den Kaffee. (lacht)
Das ist schwierig. Ich würde sagen, das Leben der Elisabeth von Thüringen. Darüber habe ich meine Bachelor-Arbeit geschrieben, das könnte ich glaube ich.
Pünktlich. (lacht)
Ich habe viele Lieblingslieder. Mir fällt gerade spontan kein konkretes ein.
Liebevoll, interessiert und ein Naturmensch.
Frühling. Weil dann wieder alles blüht – ich mag die Natur, die Blumen und ich mag den Vogelgesang.
Der Sonntag. Er ist meistens gemütlich, wenn nicht so viel Arbeit ansteht und natürlich liebe ich den Sonntag auch als Familientag.
Ja, das ist richtig. Das macht die Frage etwas schwierig zu beantworten. Aber für mich ist nicht unbedingt ein Tag, an dem ich arbeiten muss, negativ belegt.
Nein, also ich bin in Fulda geboren, die ersten vier Jahre meines Lebens bin ich dann in Sannerz im Sinntal aufgewachsen und dann sind wir nach Steinau an der Straße gezogen.
Der Schlag der Menschen. (lacht) Die Menschen sind hier eher unkompliziert, so empfinde ich das zumindest.
Vielleicht mit ihrer direkten Art. Die sagen einem hier direkt ihre Meinung und man bekommt ganz schnell sowohl Positives wie auch Negatives gesagt, wobei sich das Positive eigentlich häuft. Es sind wirklich positive Menschen. Ich kann von einer Begebenheit im Sommer erzählen, die für mich sehr prägend war: ich bin von der Arbeit nach Hause gelaufen. Die Fenster eines Saals waren in der Umgebung offen und man hörte hier und da daraus Musik und Chöre und ein Klavier. Ja, es sind musikalische Menschen, eine musikalische Hochburg, es ist sehr erfrischend hier.
Weil man selbst von Jesus Christus begeistert ist, dann will man seine Botschaft weitererzählen und das nicht für sich behalten.
(Überlegt länger) Also ich kann auf jeden Fall sagen, in meinem FSJ war für mich der Besuchsdienst im Krankenhaus sehr prägend und wichtig. Dort habe ich – zusammen mit einem Kollegen -Patienten in Krankenhäusern besucht und das hat mir eine riesige Freude bereitet. Das war für mich auch so ein Moment, der mich darüber hat nachdenken lassen, das zu ergreifen. Und mein damaliger Mentor, der war für mich auch so ein Vorbild. Da konnte ich mir schon einiges abgucken. Und ich habe halt auch viel mit ihm reflektiert, über Erstkommunionkonzepte diskutiert und durfte mich da auch mit meinen Ideen einbringen. Das hat mich einfach irgendwie motiviert, das anzugehen.
Es gibt keinen typischen Arbeitstag (lacht). Man strukturiert sich sehr stark selbst, jeder Tag sieht anders aus, man weiß morgens nie beim Aufstehen, was auf einen zukommt und diese Vielfalt in diesem Beruf das bereitet mir einfach Freude. Alles andere wäre langweilig. (lacht).
Mich aufs Sofa setzen und wirklich mal den Kopf ausschalten dürfen. Dabei auch mal den Fernseher anschalten, das ist auch mal wichtig.
Die Vielfalt, dass man zum Beispiel einen gemeinsamen Weg mit Ehrenamtlichen geht und dort viele Kontakte mit ganz unterschiedlichen Menschen hat. Ich könnte mir nie vorstellen nur einen Bürojob zu machen.
Ja, ich habe ein Büro und ich merke auch tendenziell je länger ich im Büro sitze und je weniger ich unter die Leute komme, dass mich das dann schon mehr stresst.
Katechesen selbst entwickeln. Ich hätte da ein Beispiel: Ich habe mit einem Pfarrer aus meiner Ausbildungsstelle einen Glaubenskurs entwickelt, einen musikalischen Glaubenskurs, dem haben wir unsere eigene Note dazugegeben. Das war schon auch was Besonderes, das kreativ zu durchdenken.
Wenn mal wieder zu viele Mails eingegangen sind, gleichzeitig das Telefon klingelt und dann noch jemand an der Tür klopft. (lacht)
Prof. Wertgen aus meiner Studienzeit in Paderborn, das war mein Philosophie- und Ethikprofessor. Ich fand das Fach spannend. Dabei hatte er so eine offene Art und man hatte im Gespräch immer das Gefühl, dass er jeden ernst nimmt und uns auf Augenhöhe begegnet. Das hat man einfach gemerkt, in den Prüfungen aber auch in den Vorlesungen. Er hat sein Fach wirklich praktisch gelebt.
Von einer Kirche, in der sich möglichst viele Menschen einbringen wollen und auch dürfen. Von einer Kirche in der man nicht das Gefühl haben muss, abgelehnt zu sein, ausgegrenzt zu sein. Ich möchte ein Beispiel aus der Liturgie nennen: Eltern von Erstkommunionkindern, für die die Kirche fremd geworden ist, die nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder in der Kirche sind, schämen sich, weil sie nicht wissen, wann was gebetet wird, wie die Gebete gehen. Oder sie wissen nicht, wann sie knien, sitzen oder stehen sollten. Deswegen schämen sie sich und gehen daraufhin oft unter anderem nicht zur Kirche. Ein weiteres Beispiel war eine Mutter, die aus Polen kam und für die unsere Sprache auch eine Hürde war, da sie nicht alles verstehen oder mitsprechen konnte. Ich möchte, dass auch diese Menschen sich wohlfühlen und einen Platz in der Kirche finden.
Dass jede Gemeinde auch ein Stück weit ihre Selbstständigkeit beibehält aber trotzdem ein gemeinsamer Weg stattfindet. Dass die Eigenarten der einzelnen Gemeinden ihren Platz in der zukünftigen Gemeinde finden, das wünsche ich mir.
Das Interview führte Pastoralreferent Oliver Henkel im März 2020.
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