Katholische Kirche im Kinzigtal - Menschen im Portrait

Folge 4: Auf einen Kaffee mit...


...Gemeindereferent und Klinikseelsorger Wolfgang Uffelmann

Gemeindereferent Wolfgang Uffelmann
Gemeindereferent Wolfgang Uffelmann

Seit April ist Wolfgang Uffelmann der neue Klinikseelsorger in Schlüchtern. Er wechselt damit nach fast 20 Jahren Gemeindeseelsorge in die Klinik. Grund genug mit ihm bei einer Tasse Kaffee zu diesem beruflichen Umbruch und seinen Erwartungen darüber ins Gespräch zu kommen. Nach zwei Ausgaben, die wir leider nur 'digital' führen konnten, war die Freude groß, sich endlich wieder 'face to face' in einem Café in Gelnhausen gegenüber zu sitzen. Es ist Ende Juli und der Sommer gönnt sich gerade eine Verschnaufpause. Wolfgang bestellt einen großen Cappuccino. 

Wolfgang, danke, dass du dich für die Rubrik ‚Auf einen Kaffee mit…‘ für das Interview bereit erklärt hast. Damit wir dich zunächst etwas besser kennenlernen, kannst du uns kurz beschreiben, wie dein beruflicher Weg bis in die Klinikseelsorge nach Schlüchtern war?

Ja, das sind schon einige Stationen, wo soll ich denn anfangen? Nach dem Studium war ich zum Anerkennungsjahr und zur Assistenzzeit im Schwalm-Eder-Kreis. Dort in Ziegenhain erstmal, dann in Neukirchen im Knüll. Da habe ich so meine ersten Erfahrungen gesammelt und auch 2005 den ersten Weltjugendtag organisiert. Das war eine spannende Zeit. Dann ging es nach Hünfeld, meine erste Gemeindereferentenstelle, wenn man so will. Ich war sieben Jahre dort und hab viel Jugendarbeit gemacht, viel auch die Gemeinden schon verknüpft. Eigentlich die Dinge vorgearbeitet, die jetzt wieder aktuell sind und auch die Firmvorbereitung neu entwickelt, das waren dort meine Hauptaufgaben. Dann kam ich nach Petersberg und hab natürlich Jugendarbeit noch größer kennengelernt und dort gearbeitet und das hat unheimlich Spaß gemacht mit den Jugendlichen dort nicht nur oberflächlich zu arbeiten, sondern auch mit Jugendlichen auch tiefer in den Glauben einsteigen - das war wirklich sehr spannend. Während dieser Zeit bin ich zusätzlich in die Berufungspastoral eingestiegen und hab dort meine Erfahrungen gemacht, das war auch sehr, sehr spannend und eine tolle Zeit. Ich bin auch froh, dass das jetzt gut mit Marius weitergeht und dass er auch viele Stunden dafür hat. Ich hatte ja nur ein paar Stunden neben der Gemeinde und ich freue mich, dass das jetzt weiter ausgebaut wird.

Wie viele Jahre warst Du vorher in der Gemeindepastoral?

20 Jahre sind das jetzt. Und jetzt war auch so ein Punkt da, wo ich gemerkt habe, ja ich würde gerne mehr Einzelseelsorge machen und existenziell tief einzusteigen und da kam die Stelle irgendwie wie gerufen. Jetzt bin ich in Schlüchtern und da hauptsächlich auf der Palliativstation und so blöd wie das klingt, aber das macht richtig Spaß dort mit den Menschen zu arbeiten und da wird es auch richtig existenziell und das ist schön, welche Rolle da der Glaube spielt.

Okay, wir würden Dich gerne noch etwas besser kennenlernen. Berge oder Meer?

Beides. Als Kind bin ich mit meinen Eltern immer in die Berge gefahren. Ich mag Berge sehr. Meine Frau kommt aus dem hohen Norden Deutschlands.

Bist du ein Gefühls- oder ein Kopfmensch?

Gefühlsmensch.

Kaffee oder Tee?

Kaffee.

Bist du eher ein Morgen- oder Abendmensch?

Mittagsmensch (lacht).

Lieber im Club feiern gehen oder mit dem Streaming-Dienst deiner Wahl zu Hause auf der Couch?

Eher zu einem Konzert gehen – wenn es auch familiär möglich ist oder am liebsten meine Familie dazu mitnehmen.

Und am Sonntag dann zur Prime-Time den Tatort oder doch lieber ein gutes Buch?​

Ein gutes Buch mit einem Glas Wein oder ein Gesellschaftsspiel.

Wenn du eine neue Fertigkeit in Sekundenschnelle erlernen könntest, was wäre das?

Welche das wäre? Oh, ich habe schon oft mal gedacht, so Beamen wäre nicht schlecht. Schnell mal überall hin, das wäre schon toll und klimafreundlich (lacht).

Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?

So manchmal denke ich, oh es wäre schön so eine Tafel After Eight drinnen zu haben.

Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?

(Überlegt länger) Ich suche gerade noch eine Überschrift dafür. Ich glaube:
Glaube praktisch leben.

Wenn Du Termine hast, bist du oftmals zu früh oder zu spät dran?

Pünktlich.

Hast Du eine Lieblingsband?

Momentan höre ich Johannes Oerding ganz gerne.

Und Lieblingslied?

Oh mein Gott, mittlerweile sind das so viele die ich gerne höre. Momentan würde ich sagen ‚Bis der Himmel uns bestellt‘ wo es um die Freundschaft geht.

Apropos Oerding: Warst Du eigentlich auf seinem Konzert in Fulda gewesen?

Nein, leider nicht, ich wollte jetzt in Fulda hin, aber das ging einfach nicht.

Mit welchen drei Worten würdest du dich beschreiben?

(lacht) Sympathisch – aufgeschlossen und gerne den Anderen wahrnehmend.

Welche Jahreszeit gefällt dir am besten. Und wieso?

Frühling, ich find das immer spannend, wenn dann so alles anfängt grün zu werden. Das ist wie ein schönes Aufatmen.

Hast Du ein Lieblingsbuch, welches Du schon mehrfach verschlungen hast?

Nö. (lacht)

Welche drei Bücher würdest Du denn gerne mit auf eine Insel nehmen? Die Bibel lassen wir jetzt mal außen vor.

Ein Buch von Papst Franziskus, ich weiß nicht mehr, wie es genau heißt. Er hat unterschiedliche Sichtweisen auf Dinge und bricht diese auf. Ansonsten würde ich gerne ein Vorlesebuch für Kinder mitnehmen. Ich liebe es momentan den Kindern abends eine Geschichte vorzulesen und die Kinder lieben es auch und das ist so eine tolle neue Erfahrung auch noch einmal Bücher und Geschichten mit Kinderaugen zu lesen. Und… (überlegt länger) Dann würde ich sagen, ein historischer Roman, es ist schön, wenn sich Geschichten mit etwas verbindet und man sich vorstellt, wie etwas im Zeitgeschehen gewesen sein könnte.

Hast Du ein Buch, dass Du derzeit liest?

Nö. (lacht)

Und wenn Du eines liest, eher analog oder digital?

Analog, das ist schöner, haptisch etwas in der Hand zu haben, da einfach in eine Seite was reinzulegen als im Digitalen und da auch nicht zu wissen, wieviel denn noch kommt.

Eher Regionalzeitung, eine überregionale Zeitung oder gar kein Zeitungsleser?

Gar kein Zeitungsleser und Nachrichten lese ich digital. (lacht)

Welchen Wochentag magst du am liebsten?

Samstag, mit den Kindern im Garten werkeln, das ist ja auch nur eine begrenzte Zeit so möglich, die Welt noch mal mit Kinderaugen zu sehen.

Du bist im Norden Hessen geboren und aufgewachsen. Nach einiger Zeit für Dich hier bei uns im Kinzigtal: Was macht für dich das Besondere am Kinzigtal und bei den Menschen hier aus?

Ich komme ganz gut mit der Mentalität hier zurecht. Manche sind auch so ‚Knorzköpfe‘ wie in Nordhessen, das finde ich ganz sympathisch. Ich erlebe die Menschen etwas weltoffener hier, vielleicht liegt das an der Nähe zu Frankfurt.

Für Leute, die Deinen Beruf ja so gar nicht kennen: Wie schaute denn so ein typischer Arbeitstag bei Dir als Klinik- und Kurseelsorger aus?

Ja, ich finde mich ja noch in die Arbeit ein und frag mich eigentlich noch gerade selbst, was denn gerade typisch ist, oder ob ich eher typisch oder untypisch für einen Klinikseelsorger arbeite. Morgens komme ich in die Klinik und dann bereite ich mich erst einmal im Büro vor, indem ich gucke, wer so da ist und wer auch Bedarf für Seelsorge hat. Was ist vielleicht auf dem AB drauf? Welche Ärzte haben mir schon einen Zettel unter der Tür durchgeschoben? Dann schaue ich einfach, wie der Bedarf ist und gehe dahin. Dann bin ich meistens am frühen oder späten Vormittag auf der Palliativstation, weil dort ist dann immer Bedarf, sei es bei den Patienten, sei es bei den Angehörigen, sei es beim Personal, da hat man immer sehr gute Gespräche. So schwer wie manches Gespräch dort auch ist, es beflügelt. Da merkt man, dass der Glaube nicht nur irgendwas ist, sondern was ganz Existenzielles hat. Das ist wirklich schön dort zu erfahren und zu erleben. Und dann ist Mittagspause, weil die Patienten machen da auch eher ein Päuschen. Manche Patienten sagen aber auch: Gerade in der Mittagspause wäre es schön, wenn sie da kommen, und ich schaue, wie das passt. Und dann bin ich bis Nachmittag, spätnachmittags in der Klinik und abends freue ich mich wieder auf die Familie.

Wie wird man denn eigentlich ein Klinikseelsorger?

Man braucht – glaube ich - ein bisschen Menschenkenntnis, man braucht eine gute eigene psychische Struktur und man muss Freude am Menschen haben, an der Einzelbegleitung. Ein wenig Fachwissen gehört auch dazu. Und wenn dann eine Stelle frei ist und man sich darauf bewerben kann, kann man Glück haben, das man diese Stelle auch bekommt.

Du bist jetzt schon knapp vier Monate in der Klinikseelsorge in Schlüchtern. Vorher warst Du fast 20 Jahre in der Gemeindepastoral tätig. Wie war für Dich die Umstellung?

Also so nach 20 Jahren habe ich gemerkt, irgendwie wird es Zeit, dass ich noch einmal was anderes kennenlerne. Ich habe gemerkt, ja, Gemeinde das war super, aber ich wollte auch noch einmal mehr in die Tiefe gehen. In der Gemeinde habe ich schon viele Glaubenskurse gemacht, das war gut und ich konnte das auch ganz gut loslassen, weil ich weiß, die Glaubenskurse, das geht weiter. Es sind genug Leute da, die darin ausgebildet sind und das machen können. Mich hat die Einzelseelsorge einfach gereizt, da wo es Tief wird.

Wovor hattest Du im Vorfeld am meisten Respekt?

Bedenken hatte ich ja, wie wird das werden. Vormittags waren sonst immer Büroarbeit und nachmittags die verschiedenen Gruppen und abends die Gremien so ganz grob. Wie wird das werden? Und gerade so auch in der Einzelbegleitung da fragt man sich tatsächlich: kann ich so lange zuhören, kann ich Dinge dann auch reflektieren? Das waren solche Fragen, die da waren und vor denen ich auch Respekt hatte.

Welche Felder vermisst Du?

Ja alles, was man in der Gemeinde gemacht hat, hat auch irgendwo Spaß gemacht, sonst hätte ich es nicht gemacht. Was ich so merke, ist, wir sitzen gerade in einem Kaffee und genießen den Kaffee und genau jetzt sitzen die Jugendlichen auf dem Zeltlager, was ich noch anfangs mit vorbereitet habe. Und diese Vorbereitung des Zeltlagers ist natürlich ordentlich und die Durchführung auch, aber irgendwie wars auch schön mit den Jugendlichen in solchen einfachen Dingen dann unterwegs zu sein. Das hat schon Spaß gemacht.

Was schätzt du am meisten bei deiner neuen Tätigkeit?

Zumindest kann ich sagen, für die Familie ist es angenehmer. Weil man geregeltere Arbeitszeiten hat und gerade jetzt mit den kleinen Kindern ist es sehr angenehm, dass ich meine Kinder auch zweimal am Tag sehe - und den Genuss komme, abends auch mal eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen – das sind besondere Zeiten, die auch nur begrenzt im Leben sind.

Hattest Du in den letzten vier Monaten für Dich schon ein erstes kleines Highlight in deiner Arbeit als Klinikseelsorger erlebt?

Wenn man es als Highlight bezeichnen will: Ich finde es wahnsinnig schön zu erfahren, dass man als Seelsorger auch gebraucht wird und wie existenziell das ist. Das ist wirklich ein Highlight.

Für wieviel Leute bist du eigentlich in der Klinik zuständig?

Ich weiß gar nicht, wie viele Betten die Klinik hat, ich glaube so zwischen 250 und 300 Betten. Plus das Personal, das sagt, ich hätte auch mal ein Gespräch oder Bedarf, plus was sich so zwischen Tür und Angel ergibt. Auf der Palliativstation habe ich auch viel mit Angehörigen zu tun.

Gerade in der Klinikseelsorge hast Du täglich mit der ganzen Tiefe des menschlichen Lebens zu tun: Wie gehst Du mit diesem Anspruch und den Anforderungen an Dich als Person und Seelsorger um? Jeden Tag setzt Du dich dem aus und hast evtl. ja auch mit Tränen zu tun.

Ich habe auch die Ausbildung zum Notfallseelsorger gemacht, das habe ich eben ganz vergessen zu erwähnen. Von daher hatte ich in diesem Bereich schon mit akuten und existenziellen Nöten zu tun und auch gelernt, zum einen damit umzugehen. Zum anderen merke ich auch, ich kann das im Gebet auch ganz gut ablegen. Also, ich schleife das jetzt nicht mit mir rum. Ich spüre wirklich die Sorgen, Nöte und Ängste, die mir da anvertraut werden, wenn gerade mitten aus dem Leben gerissen irgendetwas passiert, eine Diagnose, die kommt und mit der man nicht gerechnet hat, die alle Lebensplanungen über den Haufen schmeißt, das sind natürlich schon starke Einschnitte und es ist aber irgendwo ein wunderschöner Moment, gerade für solche Menschen dann da sein zu können. Das auch geistig weiterzugeben, gelingt mir eigentlich recht gut.

Wie nimmt man dich eigentlich als neue Person im Krankenhausalltag wahr? Gerade wenn Sie wissen, du bist der neue Vertreter von der Kirche?

Das war am Anfang sicher auch so eine Befürchtung von mir: wie wird das dann so sein, wenn man kommt? Das tolle ist, eine Ärztin am Krankenhaus kenne ich über die Malteser und die hat mir schon viele Türen und Tore im Krankenhaus geöffnet. Es gab auch schon einen Arzt, wo ein Angehöriger verstorben ist und der erst einmal mit Seelsorge nix anfangen konnte und mit dem kam ich ins Gespräch und dann hat er selbst gemerkt, wie er als Betroffener spürt, dass es ganz gut ist, dass es so Seelsorger gibt. Ansonsten stellt man sich überall auf den Stationen vor. Manche sind da total offen und finden das toll, dass die Stelle neu besetzt ist. Manche antworten kurz und knapp und sagen, naja, ich habe mit Kirche nix am Hut, aber es ergibt sich trotzdem irgendwie ein gutes Gespräch. Und genauso auch bei den Patienten. Also bisher bin ich aus keinem Zimmer rausgeflogen (lacht) und viele sagen auch gleich ihren Status, ich bin evangelisch, ich bin katholisch ohne, dass ich dies überhaupt abfrage. Oder ich bin aus der Kirche ausgetreten, aber das ist völlig wurscht, wenn die merken, man begegnet denen als Mensch mit dem, was sie gerade berührt, sind das meist ganz tolle Gespräche.

Nach Corona und vor der Krankenhausreform sind Kliniken ja wieder sehr im gesellschaftlichen und politischen Gespräch. Wie erlebst Du dies vor Ort, wie belastet ist die Situation in der Klinik – gerade beim Personal?

Da ist auch gerade vieles im Umbruch wo viele sich fragen, wie wird das werden. Also das merkt man schon, die Geschäftsleitung macht sich darüber Gedanken, sowie auch das Personal vor Ort und auf den Stationen merkt man, die haben genügend zu tun, da dürfte es vom Personal her nicht weniger werden. Auf der Palliativstation ist natürlich ein anderer Betreuungsschlüssel, da ist auch anderes vom Personal her möglich.

Du hast selbst in Deiner Zeit viele junge Kolleginnen und Kollegen in der Zeit ihrer Ausbildung begleitet, warst zudem auf Bistumsebene in der Berufungspastoral tätig. Es ist gut möglich, dass Du auch im Kontext der Klinik wieder neue Kolleginnen und Kollegen ausbildest. Was würdest Du den jungen Kolleginnen und Kollegen heute mit auf dem Weg geben wollen?

Also wenn ich auf die Zeit einmal zurückblicke, merke ich, dass hat immer unheimlich Spaß gemacht, wenn man mit jungen Leuten unterwegs ist, die den gleichen Beruf ergreifen und man auch von ihnen lernen kann. Man kann sich auch aneinander reiben, verschiedene Sichtweisen haben, man kann auch manche Dinge einfach zusammen wuppen und hinterher ein tolles Erfolgserlebnis haben, dann geht man da auch mit, durch viel Freud und Leid. Das macht das ganze aber auch so wertvoll. Und für diese Zeiten bin ich dankbar und ich freue mich auch drauf, wenn ich wieder jemanden auch im neuen Umfeld begleiten kann und ich wünsche diesen Menschen eigentlich auch die Offenheit, den Menschen ja wirklich als Mensch zu begegnen. Denn es wird so ganz viel vom Titelgrad oder sonst irgendwas abhängig gemacht, aber den Mensch als Menschen zu begegnen sollte eigentlich was selbstverständliches sein aber es ist irgendwie schon was Besonderes.

Wenn Du auf Deinen bisher zurückgelegten Weg schaust - gab es da für Dich eine Begegnung oder eine Begebenheit, die Dich auf Deinem Weg zum Gemeindereferenten besonders geprägt hat?

Nee, bei mir waren es – glaube ich - eher die existenziellen Fragen, die mich dazu getrieben haben. Weil ich als Kind und Jugendlicher und heute auch, habe ich noch den Hang dazu, auf der wissenschaftlichen Schiene zu sein und das beobachte ich auch sehr: Mathematik, Physik und so weiter. Das, was ich als Kind geliebt habe, da schaue ich auch heute immer noch so ein bisschen darauf und suche da auch immer wieder Verbindungen zwischen den Naturwissenschaften und dem Glauben. Da merke ich schon, dass das alles kein Zufall ist. Eigentlich wollte ich eher in den technischen Bereich gehen, hab aber gemerkt, wie dort die Menschen ticken. Also technischer Bereich heißt wirklich nur IT. Manchmal hatte ich das Gefühl, da haben die Menschen auch nur in Nullen und Einsen gedacht und es war schwierig sich wirklich zu unterhalten und da habe ich gemerkt, nein das ist nicht meins. Glaube ist immer für mich wichtiger geworden und in dem Beruf hat man unheimlich viel mit Menschen zu tun und das hat sich dann gut verbunden.

Wie verbringst du am liebsten deinen Abend nach einem harten Arbeitstag?

Ich freue mich erst einmal zuhause und bei meiner Familie zu sein. Wenn man dann die kleinen Kinder hat und das Lächeln, wie die sich freuen, dass man nach Hause kommt, das macht schon unheimlich viel.

Was liebst Du an Deinem Job? Was ist das Beste an deinem Beruf?

Das Beste? Die Menschen darin.

...und was stellt dich immer mal wieder vor große Herausforderungen?

Große Herausforderungen? Da ist halt immer die Frage wie definiert man eine große Herausforderung? Ich bin mal gespannt, wie der Anfahrtsweg von zu Hause zur Klinik im Winter sein wird, da es doch viele kleine Sträßchen sind und ich nicht sicher bin, wie die wohl im Winter geräumt werden. (lacht)

Gibt es einen theologischen Ideengeber, einen Theologen eine Theologin, der für Dein pastorales Denken und Handeln wichtig geworden ist?

Nein eine feste Person nicht, eine Zeitlang war es mein geistlicher Begleiter, der da auch viel Grund gelegt hat und ein paar Kirchenlehrer. Johannes vom Kreuz zum Beispiel. Als mein erstes Kind geboren wurde, fiel mir ein Gedanken von Johannes vom Kreuz – warum auch immer – in die Hände, aber er passte sehr gut. Er hatte beobachtet, wie das ist, wenn so ein Kind geboren wird: was kann so ein Kind? Gar nicht viel. Das kann eigentlich nur - und er hat es beschrieben mit ‚Glauben – Lieben – Hoffnung‘: Das Geborgensein bei den Eltern, der Glaube, dass alles gut wird und man immer von den Eltern geliebt wird, so ganz ursprünglich halt. Die Hoffnung, es wird alles so gut bleiben – also ein durchweg positiver Mensch. Aber was passiert mit diesen Dingen? Man wird älter und aus dem Glauben wird der Verstand. Aus der Liebe der eigene Wille und aus der Hoffnung die Erfahrung. Und was sagt uns die Erfahrung? Die Erfahrung zeigt uns, es wird vielleicht doch nicht so gut. Und damit, so sagt er, sind wir seelisch tote Menschen und ich finde das kann man bei vielen Menschen auch beobachten, dieses ach zurückhaltende, resignierende und pessimistische. Und damit schneidet man sich selbst auch von Gott ab. Und ich merke immer wieder, wenn man es selbst schafft, da herauszukommen, dann ist der Glaube dann auch viel existenzieller, ernsthafter, tiefer. Und das merke ich auf der Palliativstation. Die Menschen haben da nichts mehr. Wenn wir alles vom Körper her können, denken wir, ja die Welt ist uns, aber wenn die da liegen, merken sie, das Leben ist einfach ein Geschenk und wir können eigentlich nichts und nur dankbar sein, für das was wir erleben können und finden dann in sich selbst zurück und das finde ich sehr, sehr spannend.

Von welch einer Kirche in Deutschland träumst Du?

Also man merkt in der deutschen Kirche einfach, dass sehr viele Fragen offen sind und man versucht, um die richtige Antwort zu ringen. Das kann neue Gräben aufreißen, es gibt Befürworter und Leute, die dagegen sind und da gibt es schon wieder mehrere Fronten. Und da fehlt es – so blöd wie es klingt – an Liebe und Miteinander. Wenn man mehr auf das Miteinander achtet und sich auf das besinnt was uns verbindet und mehr zu fragen, was will eigentlich Gott und nicht wir. Ich glaube, dann kommen wir der Wahrheit mehr auf die Spur.

Die klassische Theologenfrage: hast Du eine Lieblingsstelle in der Bibel oder ein Lieblingsbuch in der Bibel?

Die Johannesbriefe lese ich gerne, weil da sehr viel Lebensweisheit drinnen steckt. Und der so ein bisschen zu übersetzen versucht, was Jesus vielleicht wollte. Wenn man das ins Heute übersetzen kann, ist das was Schönes. Und dann auch immer wieder das große Wort: im Anfang war das Wort und das Wort bei Gott, was eigentlich die Anfänge beschreibt.

Danke Wolfgang, dass Du Dir für unsere Fragen Zeit genommen hast. Wie schön, dass wir uns aufe einen Kaffee treffen konnten. Wir wünschen Dir an dieser Stelle weiterhin ein gutes Ankommen an Deiner neuen Stelle.

Die Fragen zum Interview stellte Pastoralreferent Oliver Henkel im Juli 2023.

 

Hier gehts zu den vorherigen Folgen 'Auf einen Kaffee mit...'

Folge 3: Mit Pastoralreferent Bernd Heil aus Bad Soden-Salmünster.

Folge 2: Mit Diakon und Pastoralreferent Konrad Kammandel.

Folge 1: Mit Gemeindereferentin Anne Göbel aus dem Freigericht.

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